Redaktionsorganisation: Die New York Times außen hui und innen pfui
Aus der Online-Perspektive heraus betrachtet haben die New York Times und der Daily Telegraph zwei wichtige Gemeinsamkeiten:
1. Beide Zeitungen legen einen weit überdurchschnittlich starken Schwerpunkt auf die cross-mediale Berichterstattung
2. Beide ziehen bzw. zogen um und bekamen somit die Chance, in neuen Räumlichkeiten die Gestaltung der Redaktion modernen Arbeitsabläufen anzupassen.
Umso erstaunlicher ist, wie unterschiedlich die Herangehensweise in der Redaktionsgestaltung ist.
Die New York Times zieht dieses Jahr in ein beeindruckendes Bauwerk von Renzo Piano (siehe hier).
Außen hui...
Der Eindruck, den man vom Äußeren des Gebäudes erhält verflüchtigt sich allerdings schnell, wenn man die zukünftigen Redaktionsräume sieht.
In dieser Bilderstrecke wird gezeigt, dass die Redakteure anscheinend wie Controller in Cubicles gehalten werden sollen. Von einer offenen, die Kommunikation fördernden Atmosphäre keine Spur. Eine Ausrichtung der Tischanordnung an redaktionellen Abläufen ist nicht zu erkennen.
Das Gebäude wurde schon vor einigen Jahren geplant. In Zeiten also, in denen von cross-medialer Redaktionsorganisation noch kaum gesprochen wurde. Dennoch ist es erstaunlich, dass die hier gezeigten Bilder eine Anpassung an moderne Arbeitsabläufe nicht erkennen lassen. Denn so etwas ist relativ problemlos auch in bestehenden Gebäuden möglich.
Die inneren Werte des Daily Telegraph
Einen völlig anderen Weg geht seit Oktober 2006 der Daily Telegraph. Mitten in der Londoner City wurde ein ehemaliger Trading Floor einer Investmentbank zu einer futuristisch anmutenden Redaktion umgebaut. Zwar wurden in den letzten Monaten schon einige Bilder der Redaktion veröffentlicht, die hier gezeigte Slide-Show vermittelt aber besser als alle anderen Bilder einen Eindruck von der Atmosphäre des Raums.
Ich hatte vor einigen Monaten als Moderator für einen Workshop beim Telegraph selber das Vergnügen, mir einen Eindruck von dem Raum zu verschaffen. Und dieser ist beeindruckend. Man erkennt deutlich im Vergleich zu den Bildern der NYT-Redaktion, wie die Kommunikation gefördert wird. Dabei wird es selbst am Nachmittag nicht zu laut. Die Anordnung der Tische orientiert sich an den Arbeitsabläufen.
Und dabei macht das Gebäude des Telegraph von außen nicht viel her. Aber es sind ja bekanntlich die inneren Werte, die zählen.
11.04.07
Kommentare
http://henrykisor.com/blog/2007/04/11/the-workplace-of-the-nyts-future/
Hm. Der Fotograf Jacob Harris sagt, es handele sich nicht um Bilder des künftigen Newsrooms der NYT - der sehe erheblich anders aus (erster Kommentar unter dem Artikel).
11.04.07 20:53
Fabian Mohr
In der Kommentaren bei Juan Antonio Giner sagt der Fotograf allerdings, dass die Bilder der Cubicle-Hölle nicht den zukünftigen NYT-Newsroom zeigen.
12.04.07 00:47
Alexander Svensson
Von daher ist dieser Vergleich dann vielleicht etwas unfair, stimmt. Man sieht aber die niedrigere Decke und die höheren Wände zwischen den Plätzen - beides Aspekte, die irgendwie nicht zu einer optimalen Arbeitsatmosphäre und guter Kommunikation beitragen.
Mit den Cubicles in der Mitte und den Glaskästen an der Seite ist das dann doch nur ein ganz normales Büro.
12.04.07 09:24
Matthias Kretschmer